Innenstadt 8: Durch die Drostengasse zum Drostenhaus

Die Drostengasse erhielt ihren Namen, nachdem das markanteste Gebäude der Stadt, das Drostenhaus, vor dem geplanten Abriss gerettet war. Heute findet rund um das Drostenhaus der bekannte Balver Weihnachtsmarkt statt.

Der Drostenplatz bezeugt beispielhaft die wechselvolle Geschichte Balves. Nach H.H. Hochkeppel stand hier im 8./10. Jahrhundert der Niederhof, ein sog. Haupthof im Besitz eines sächsischen Edelings. Das Anwesen wurde Kern einer Ansiedlung an einer Hönnefurt, schließlich Mittelpunkt eines Siedlungsverbandes (Gaus), aus dem sich im Mittelalter eine befestigte Stadt entwickelte (1430). Sie war bis 1975 Zentrum eines gleichnamigen Amtes mit zeitweise über 20 Gemeinden – bis vor die Tore Arnsberg, Sundern und Plettenbergs.

Während der Amtszeit des Drosten Hermann von Hatzfeld erhob der Kölner Erzbischof und Kurfürst 1567 das Amt Balve in den Stand einer „Kellnerei“. Der Droste und seine Räte hatten nun auch außerhalb des Amtes Balve liegende abgabenpflichtige Güter und Ländereien Kurkölns wirtschaftlich und fiskalisch zu betreuen.

Um dem größeren Verwaltungsaufwand gewachsen zu sein, ließ Landdroste von Hatzfeld ein für damalige Balver Verhältnisse hochmodernes steinernes Gebäude, das sogenannte Drostenhaus, planen. Seine Vorstellungen konnten aber wohl erst nach seinem Unfalltod 1600 verwirklicht werden. Nur wenige Jahrzehnte wurde das Gebäude als Amtssitz eines Drosten genutzt und schließlich an private Nutzer verkauft. Das Gebäude schien zu verfallen. 

Anfang der siebziger Jahre sollte es – nun im Besitz einer Erbengemeinschaft – abgerissen und das Grundstück einer „modernen“ Bebauung zugeführt werden. Heimatbewussten Bürgern gelang es, den Abriss des Hauses zu verhindern. Die „Planbau Balve“ übernahm – dank erheblicher Landeszuschüsse – die Rundum-Restaurierung.

Das Gebäude gehört heute zu den besonderen Sehenswürdigkeiten Balves. Es wird als Domizil des Männerchors Balve genutzt – gesungen wird im eindrucksvollen Dachstuhl. Weiter wird es als Praxis, Wohnung und Vereinslokal eingesetzt. Die Gaststättenräume im gemütlichen Kellergeschoß werden zur Zeit nicht genutzt. Zukünftige Nutzungsänderungen im Interesse des Gemeinwohls sind in Planung. 

Natur- und Denkmalschutz in Balve

Bedeutende Natur- und Kulturdenkmäler der Stadt Balve konnten durch Bürgersinn und Widerstand gegen Abriss- und Neuordnungspläne erhalten werden und stehen heute unter Denkmal- bzw. Naturschutz: Die Felsformationen des Hönnetals, die Balver Höhle, die Klause bei der Höhle, die alte Vikarie (früher Altentagesstätte), Häuser von der alten Gerichtsstraße (Altes Gericht, Lohgerberhaus) bis zur Hofstraße, Haus Cordes (heute DEVK und Standesamt), Haus Liese, das Drostenhaus, zuletzt das Küsterhaus an der Kirche.

Nicht vor dem Abriss zu retten waren das Stadtbild prägende Objekte wie das alte Rathaus, Gasthaus Bathe („Sumpf“), die alte Balver Volksschule und die charakteristische Hönnebrücke am Eingang der Hauptstraße. Zuletzt musste das frühere Post- und Telegrafenamt im Jahr 2011 dem Abrisshammer weichen, zugunsten eines kleinen Stadtparks mit Bücherschränkchen.

Vielfältige private und öffentliche Initiativen und Beiträge zum Denkmalschutz und zur Erhaltung des Stadtbildes wurden in der Folge geleistet. Beispielhaft sind die Leistungen der Stadt Balve, des Märkischen Kreises und der Kirchengemeinde St. Blasius. Beispiele: Die Restaurierung der alten Pastorat, des „Mausoleums“, der „alten Mädchenschule“, des Agatha-Bildstocks, des Hoffmeister-Pröpper-Brunnens und weiterer bedeutender historischer Objekte. Die Erhaltung vieler dieser Objekte gelang nur mit Hilfe privater Spenden in erheblichem Umfang (jüngste Beispiele: Die Restaurierung des Hoffmeister-Pröpper-Brunnens und des Agatha-Bildstocks durch die Heimwacht; der Erhalt des Küsterhauses durch die Kirchengemeinde).

Der Kirchturm der Pfarrkirche wurde im Jahr 2010 vollständig restauriert und vor dem Verfall gesichert. Gegen die Pläne der Diözese konnte die ursprüngliche und für Balve so typische Bruchsteinfassade erhalten werden. Im Inneren der Pfarrkirche wurden die kostbaren romanischen Fresken jüngst mit öffentlichen Mitteln gesichert und kunstvoll restauriert.