Josef Pütter – Ehrenbürger von Balve

Balver Ehrenbürger Josef Pütter starb vor 20 Jahren
Bericht vom 31. August 2002
von Rudolf Rath 

Josef Pütter – wer war das? Das fragen sich heute wohl nicht nur Anwohner der „Josef-Pütter-Straße“ in Balve, an dem vom Durchgangsverkehr befreiten Teil der früheren direkten Verbindung zwischen Balve und Garbeck. Bei der Vorbereitung eines Berichts über Josef Pütter für ein weiteres Buch der Kolpings-Rumänienhilfe stieß ich auf sein Sterbedatum: 31. August 1982 – Anlass genug, zum 20. Todestages auf diese Balver Persönlichkeit wieder aufmerksam zu machen.

Wer also war Josef Pütter? Hier einige Hinweise: Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Rendant der Verwaltung der früheren Stadt und des ehemaligen Amtes Balve leitete er ehrenamtlich von 1927 bis 1953 das Balver Museum, das dann – nach einer Neuordnung als „Prähistorisches Heimatmuseum“ von Lehrer Alfred Koch übernommen wurde. Mit unermüdlichem Fleiß forschte Pütter über viele Jahrzehnte zur Geschichte des Raumes Balve und weit darüber hinaus. Josef Pütter erschloss immer wieder neue Quellen, kein Stadt-, Pfarr- oder auch Landesarchiv, wo auch immer gelagert, war vor ihm sicher. So zeichnete er, der im Alter von 92 Jahren starb, geschichtliche Entwicklungen auf und vermittelte Einblicke in die Lebensbedingungen unserer Vorfahren. Die Stadt Balve dankte es ihm durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft am 13. Juni 1964, und sie will auch heute mit der Namensgebung der Straße die Erinnerung an seine Person und seine Leistungen bewahren.

Viele seiner handschriftlichen Aufzeichnungen wurden veröffentlicht. Von besonderer Bedeutung sind dabei seine Beiträge zur Geschichte der Kreise Arnsberg, Iserlohn und Altena. Sie erschienen 1965 unter dem Titel „Sauerländisches Grenzland im Wandel der Zeit“, herausgegeben von der Balver Heimwacht. Der Druck dieses Buches wurde von verschiedenen Stellen, so auch von der früheren Stadt und dem damaligen Amt Balve, finanziert. In der Festschrift der Heimwacht, mit dem Titel „Säu faste ärre Balve“ („So fest wie Balve“), wird dieses „Buch der Balver Geschichte“ ausführlich gewürdigt.

Zu nennen sind aber auch Pütters Aufsätze. Der Arbeitskreis Rumänienhilfe der Kolpingsfamilie Balve hat 1993 „Balve – Buch vom Werden und Sein der Stadt“, Hg. Stadt Balve 1930, neu aufgelegt. Darin berichtet der Heimatforscher u. a., was er über die Hexenprozesse Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts und das erstmals 1663 nachzuweisende Vogelschießen der Balver Schützenbrüder herausgefunden hat. Ausführlich beschreibt er auch den „Schnadezug“ von 1701, der als „Markenumzug … den Zweck verfolge, die privaten Markgrenzen festzustellen, und keines Falles die Landesgrenzen angetastet werden sollten“. Jährlich neu – und das erfahren wir aus einem anderen Aufsatz – wurde Ende des 18. Jahrhunderts der Bürgermeister gewählt. ein Protokollabdruck vermittelt überraschende Einblicke in damalige verzwickte Abläufe. Neben diesen veröffentlichten Aufzeichnungen gibt es, so ist zu vermuten, noch weitere Unterlagen, die bisher leider nicht ausgewertet wurden. Wer hat Zugang? Könnten sie uns neues Wissen über alte Zeiten vermitteln?

Die Bedeutung der vorliegenden Unterlagen Pütters erkennen bis heutige auch andere Autoren heimatkundlicher Texte an. Sie beziehen sich auf ihn und seine Quellen, nutzen seine Arbeiten als Ausgangspunkt für die weitere Geschichtsbeschreibung. Dazu gehört vor allem Harald Polenz, der deshalb 1980 sein Buch „Zur Geschichte des ehemaligen Amtes und der Stadt Balve“ „in Dankbarkeit Josef Pütter gewidmet“ hat. Doch sowohl vorher als auch bis in die letzten Jahre hinein beziehen sich Verfasser heimatkundlicher Texte auf die Aufzeichnungen von Josef Pütter. Beispielhaft sei hier genannt 1968 Theodor Pröpper „Ein Tag ruft es dem andern zu“, 1983 die Verfasser Kracht, Hartmann und Barth des Buches „Kunst- und Geschichtsdenkmäler im Märkischen Kreis“, herausgegeben vom Heimatbund Märkischer Kreis, 1985 der Förderkreis 700 Jahre Dorf Beckum e.V. als Herausgeber der Chronik „700 Jahre Beckum – Die Geschichte eines Dorfes im Sauerland“, 1986 Joseph B. Lenze „80 Jahre Musikverein Balve – ein Kapitel Balver Geschichte“ und 1990 noch einmal Joseph B. Lenze „100 Jahre St.-Marien-Hospital in Balve“.

Das also war Josef Pütter. Ihm verdanken wir – außer einer Straßenbezeichnung – umfassende Forschungsergebnisse. Sie vermitteln uns Balvern Einblicke in unsere Vergangenheit und liefern uns auch heute noch den soliden Hintergrund für die Beschreibung geschichtlicher Entwicklungen, insbesondere unserer Stadt, ihrer Dörfer und unserer Vereine.

Rudolf Rath

Anmerkung: Der Verfasser dieses Berichtes hat sich bereits mit der Geschichte verschiedener Balver Vereine und Einrichtungen befasst. Im Herbst 2000 erschien das von ihm verfasste Jubiläumsbuch „75 Jahre Reiterverein Balve: 1925 – 2000“. Im Internet veröffentlicht er die „Geschichte der Christlich-Demokratischen Union im Raum Balve„; bisher mit Band I „1945 – 1974: Vom Aufbau der Partei bis zur Kommunalen Neugliederung“ und Band II „1975 – 1984: Nach der Kommunalen Neugliederung: Die neue Stadt Balve“. In Kürze folgt Band III mit den Jahren 1985 – 1994.

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Sein Wirken ragte weit über Balve hinaus – Ehrenbürger Josef Pütter

Der Balver Ehrenbürger nie ohne Zigarre

Der Balver Ehrenbürger nie ohne Zigarre

Ein Brunnen im Zentrum mit Balver Persönlichkeiten, hier: Bauer Hermann Hering, Unternehmer Wilhelm Herting, Heimatforscher Josef Pütter (v.l.)

Ein Brunnen im Zentrum mit Balver Persönlichkeiten, hier: Bauer Hermann Hering, Unternehmer Wilhelm Herting, Heimatforscher Josef Pütter (v.l.)

In gemeinsamer Grabstätte auf dem Balver Friedhof: Josef Pütter und seine Frau Josefa

In gemeinsamer Grabstätte auf dem Balver Friedhof: Josef Pütter und seine Frau Josefa.Balve: Vor 30 Jahren starb Josef Pütter im Alter von 92 Jahren. Seit einigen Jahren bin ich auf seinen Spuren, um unseren heutigen Blick auf seine Bedeutung für die Geschichte und Entwicklung der Stadt Balve, aber auch für unsere Heimat im weiteren Raum wie dem Sauerland zu lenken . Wer war er, was bewirkte er, was hinterließ er uns? – Antworten auf diese Fragen fand ich an verschiedenen Stellen. Sie zusammen ergeben das Bild einer Persönlichkeit mit vielen Facetten. 

Meister der plattdeutschen Sprache
„Bei seinem tatkräftigen Einsatz für die Verwirklichung des Programms des Sauerländer Heimatbundes galt seine besondere Liebe und Sorge der plattdeutschen Sprache. 
So manches schöne Gedicht oder manche Sage und Legende aus seiner Feder geben Zeugnis davon, dass es sich bei Josef Pütter um einen Meister der plattdeutschen Sprache handelt, der nicht nur plattdeutsch zu reden und zu schreiben, sondern auch wirklich plattdeutsch zu denken vermag.“, so gibt Theodor Pröpper einen ersten Hinweis auf seinen langjährigen Weggefährten zu dessen 70. Geburtstag. 

Erforschung der Geschichte des Sauerlandes
Die Stadt Balve verlieh Josef Pütter am 13. Juni 1964 die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt. Er starb am 31. August 1982 in Balve. „Amtsrentmeister i. R. Josef Pütter, Ehrenbürger der Stadt Balve, hat sich in jahrzehntelanger, mühevoller archivarischer Arbeit der Erforschung der Geschichte des Sauerlandes, insbesondere der Gemeinden des ehemaligen Amtes Balve gewidmet“, erinnerten sich vor 30 Jahren Bürgermeister Paul Lübke und Stadtdirektor Manfred Rotermund im damaligen Nachruf der Stadt Balve. Und weiter hieß es dort: „Seine mundartlichen Dichtungen in Prosa und Laienspielen trugen in besonderer Weise dazu bei, bei jung und alt die Liebe zur Heimat, ihrer Tradition und ihrem Brauchtum zu fördern.“ 

Heimwacht Balve: „Werk von bleibender Bedeutung“ 
Anfang der 20er Jahre des 20. Jh. gehörte Pütter mit zu den Begründern der Balver Heimwacht und begleitete ihre Arbeit über Jahrzehnte als Mitglied des Vorstandes. Dazu Theodor Pröpper: „Er zählt zu jenen, die die große Bedeutung des Heimatgedankens für die Formung des Menschen sowie der Gemeinschaft seit dem Aufbruch einer sauerländischen Heimatbewegung in der ganzen Tiefe erfasst hatte.“ 
Die Heimwacht Balve beklagte in ihrer Traueranzeige 1982: „Wir verlieren in ihm den forschenden Laienarchäologen und langjährigen Museumsleiter, der viele Zeugnisse der Heimatgeschichte entdeckt und bewahrt hat. Mit seinem Lebenswerk, dem Buch „Sauerländisches Grenzland im Wandel der Zeit“ , hat Josef Pütter dem Balver Land und seinen Menschen ein Geschenk von bleibendem Wert hinterlassen.“ 
Dazu wollte ich mehr wissen, eine aktuelle Wertung aus heutiger Sicht. Deshalb fragte ich den 1. Vorsitzenden der Heimwacht Balve e.V.: „Welche Bedeutung hat das Werk von Josef Pütter auch heute noch für uns? Dazu Werner Ahrens: „Ohne sein Suchen nach der Vergangenheit ständen wir wahrscheinlich heute noch bei der Arbeit von F.H. Höynck. Er schrieb 1907 die Geschichte der Pfarreien des Dekanats Arnsberg. Ebenso anregend war das Werk von A. Ludorff: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Arnberg. Sie veranlassten Pütter noch mehr und ausführlichere Angaben über die Geschichte des Balver Landes und das Sauerland herauszufinden. Er hat es geschafft und für einen Nichtfachmann »Enormes« geleistet. Was hatte er schon für Möglichkeiten technischer Art? Ein eigenes Auto hatte er nicht, er musste mit dem Zug fahren, es gab kein Faxgerät, keinen Kopierer, er musste alles mit der Hand abschreiben. Es gab noch keinen Computer, um E-Mails zu verschicken und Nachrichten zu empfangen. Es mussten Briefe geschrieben werden, die oft lange unterwegs waren. Auch das Telefonieren war nicht so einfach wie heute. 
Pütter hat auch erreicht, dass sich nachfolgende Generationen wieder mehr für die Geschichte unserer Heimat interessieren und sie erfolgreich hinterfragen und weiterforschen. Die Vergangenheit, das Miteinander wird wieder lebendig, aber ob wir daraus lernen? Leider sehr wenig! Noch gibt es die Heimwacht Balve e.V.. Solange es diesen Verein gibt und er über das geschichtliche Balve informieren kann, wird Josef Pütter nicht vergessen sein. Wir werden die Geschichte fortschreiben und mit neuen Erkenntnissen ergänzen. Bei jeder Stadtführung wird auf sein Wissen hingewiesen, das wir vertrauensvoll weitergeben können.“

Mit Theodor Pröppers als Weggefährte 
Man würde Pütters langem, schaffensreichen Leben nicht gerecht, würde ich mich hier auf eine kurze Biografie beschränken. Und so habe ich anlässlich seines 30. Todestages hier noch einige weitere Informationen zusammengetragen. Vorab: Es gibt eine Reihe von Parallelen zwischen ihm und seinem langjährigen Weggefährten, dem nur wenige Jahre vor ihm im Jahre 1979 verstorbenen Kirchenmusikdirektors Theodor Pröpper. Und doch könnten auch die Unterschiede zwischen beiden Persönlichkeiten nicht größer sein. Beide waren Balver Ehrenbürger, beide mit der positiven Bilanz einer immensen Anzahl von Geschichten und Gedichten, vor allem plattdeutscher Mundart, mit Wirkung weit über Balve und die engere Heimat hinaus. 

Einer der „Stillen im Lande“ 
Josef Pütter liebte es ganz anders. Ich erinnere mich gut an sein persönliches Auftreten. Er war stets zurückhaltend, seine Stimme leise. In kleinen Personenkreisen fühlte er sich wohl, hier ließ er gerne andere an der Fülle seiner Erinnerungen und Aufzeichnungen teilhaben. Einsatz von Rhetorik und Gestik zur Verstärkung seiner Wirkung waren seine Sache nicht, der feinsinnige Humor seiner Erzählungen und Gedichte, zumeist plattdeutscher Mundart , erschlossen sich seinen Zuhörern nur, wenn sie ihre Ohren spitzten, ihm aufmerksam zuhörten. Lassen wir hierzu noch einmal Theodor Pröpper zum 70. Geburtstag Pütters zu Worte kommen: „Josef Pütter ist einer von den ‚Stillen im Lande’. Seine schlichte Art und sprichwörtliche Bescheidenheit scheuten das Rampenlicht. Er hat sich nie vorgedrängt, um Anerkennung zu finden. Stille und selbstlose Arbeit aus der Sorge und Verantwortung um den Menschen und aus der Liebe zur Heimat, das war sein Programm. Religion und Heimat waren die Leitsterne seines Lebens.“ 

Umfassendes literarisches Erbe
Sein literarisches Werk – er selber hätte diesen Begriff wohl für seine schriftstellerische Arbeit wohl eher für unangemessen gehalten, umfasst viele Aufzeichnungen, Geschichten, Gedichte einschl. einer Buchveröffentlichung. Die Stadt Balve dankte es ihm nicht nur durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft, sie sicherte das Andenken an seine Person auch mit der Benennung eines Weges in „Josef-Pütter-Straße“. Diese befindet sich an dem vom Durchgangsverkehr befreiten Teil der früheren direkten Verbindung zwischen Balve und Garbeck. Ob Josef Pütter je ein Werkverzeichnis angelegt hat, um sich selbst und anderen einen Überblick über die Veröffentlichungen seiner Arbeit zu verschaffen? Das gibt es wohl erst mit dem Findbuch, das Christian Croonen 2006 im Archiv des Märkischen Kreises in Altena angelegt hat, geleitet von Dr. Christiane Todrowski. Weitere Hinweise gibt uns die Übersicht zur Balver Geschichte, von Thomas Lindemann im Jahre 2008 für die Landeskundliche Bibliothek des Märkischen Kreises angelegt. 

Lebensweg mit bedeutenden Stationen
Nehmen wir uns einmal die Zeit, einige seiner Lebens- und Wirkensdaten aufzuzeigen:
Geboren am 13. Juni 1890 in Volkringhausen, begann er bereits mit 16 Jahren heimatkundliche Forschung, hielt seine Ergebnisse und Erkenntnisse in zahlreichen Notizen fest. Dazu ist im Vorwort zum Findbuch des Kreisarchivs in Altena zu lesen: „Somit lässt sich schon früh der Weg des Heimatforschers Pütter nachzeichnen. Josef Pütters Arbeiten umfassen mehrere hundert Manuskripte, wovon viele ihre Veröffentlichung in Tageszeitungen und Vereinszeitschriften fanden. Eine weitere Leidenschaft Pütters war die plattdeutsche Sprache.“ 
1926 organisierte er als Rendant der Kath. Kirchengemeinde Balve und Vorstandsmitglied der Heimwacht Balve, gemeinsam mit Theodor Pröpper, die Wiederbeschaffung und Finanzierung von Glocken für den Kirchturm der Pfarrkirche. Das alte Geläut hatte die Kirchengemeinde wenige Jahre vorher im 1. Weltkrieg für Rüstungszwecke abliefern müssen. Schon ein Jahr später übernahm er, neben seiner beruflichen Tätigkeit in der Verwaltung des Amtes Balve und zugleich Rendant der Kath. Kirchengemeinde, die Verantwortung für das Balver Museum bis 1953, also 26 Jahre lang. Ehrenamtlich verantwortete Ausbau, Rettung und Erhaltung dieser Einrichtung und leistete erhebliche Mithilfe bei der Durchforschung der Balver Höhle. 1973 schenkte er der Stadt Balve eine Steingerätesammlung aus der Balve Höhle. 1912 leitete er nach Gründung des „St. Josefsvereins in Balve als Senior die spätere Kolpingsfamilie bis 1923 . In der Chronik der SGV-Abteilung Balve ist Josef Pütter ebenfalls durch eine Reihe von Jahren als Vorsitzender 

Zeugnisse geschichtlicher Forschungen
Hinweise auf seine historischen Forschungen finden wir in zahlreichen Aufsätzen, so auch im “Balve – Buch vom Werden und Sein der Stadt“, Hg. Stadt Balve 1930. Der Arbeitskreis Rumänienhilfe der Kolpingsfamilie Balve hat er dieses Buch dankenswerter Weise 1993 neu aufgelegt. Darin berichtet Josef Pütter u. a., was er über die Hexenprozesse Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts und das erstmals 1663 nachzuweisende Vogelschießen der Balver Schützenbrüder herausgefunden hat. Ausführlich beschreibt er auch den „Schnadezug“ von 1701, der als „Markenumzug … den Zweck verfolge, die privaten Markgrenzen festzustellen, und keines Falles die Landesgrenzen angetastet werden sollten“. Jährlich neu – und das erfahren wir aus einem anderen Aufsatz – wurde Ende des 18. Jahrhunderts der Bürgermeister gewählt; ein Protokollabdruck vermittelt überraschende Einblicke in damalige verzwickte Abläufe. Auch zur übrigen Balver Stadtgeschichte gibt es eine große Anzahl weiterer Veröffentlichungen, die er in den Zeitungen und Zeitschriften, teilweise in umfangreichen Artikelserien, veröffentlichte. Auch zur Geschichte der Juden in Balve geben seine handschriftlichen Notizen Auskunft. Wie wir dem bereits erwähnten Findbuch, bisher noch beim Kreisarchiv in Altena befindlich, entnehmen können, gibt es zahlreiche weitere Manuskripte und Notizen, die bisher nicht ausgewertet und veröffentlicht wurden. Eine Fundgrube, die es zu nutzen gilt. 

Wertmaßstäbe mit bleibender Bedeutung
Zum Abschluss dieses Berichtes soll noch einmal Theodor Pröpper zitiert werden: 
„Die hohe Wertschätzung, die Herr Pütter heute in allen Kreisen der Bevölkerung genießt, wurzelt … nicht allein in seinen Verdiensten um die Allgemeinheit, sondern eben so sehr oder mehr noch in der Achtung vor den Werten seiner Persönlichkeit und vor der Lauterkeit seiner Gesinnung. Solche Persönlichkeitswerte als Leitbilder ins rechte Licht zu rücken, ist nicht nur nützlich, sondern erforderlich in einer Zeit und Welt, da viele in der Gefahr stehen, die Wertmaßstäbe einer gültigen Ordnung umzukrempeln und zu vertauschen.“ 
Ob das auch für uns heute noch gilt? Mag die Entwicklung auch über viele frühere Ideale und Ziele hinweggegangen sein, viele der früheren Wertmaßstäbe haben auch für uns, für unsere Jugend bleibende Bedeutung. Wenn wir sie mit Persönlichkeiten unserer heimischen Geschichte verbinden, dann lohnt es sich allemal, das Andenken an sie zu bewahren. Das geschieht zum Beispiel durch die namentliche Bezeichnung von Straßen und Wegen. Dank gilt der Verwaltung der Stadt Balve. Sie präsentiert seit einigen Monaten die Namen und Portraits der Balver Ehrenbürger im Rathaus wie auch bei öffentlichen Veranstaltungen, darunter eben auch Josef Pütter, um die Erinnerung an die Balver Ehrenbürger und das, was sie verkörpert haben, wach zu halten bzw. wieder in wachzurufen. 

Anhang:

Hier ein kleines Beispiel aus den zahlreichen, auch humorvollen Gedichten Pütters, mit anschließender Übersetzung: 

Autorität 
Här Kümmel genk im Hius temäist
Rächt bumm’lig angetrocken.
De Büxe henk me liuterfutt
Bit daipe op de Socken.

Seyn Frugge was wuahl fake dann
Am knurren, snurren, nuren:
„De Autor’tät, dai gäiht bey dey
Dür Schloddrigkait verluren.“ 

Dai Wore harr seyn Süehnken sik
Rächt gau un schlau behollen;
Dobey wußt hai äuk ungefähr,
Bat se beduihen sollen. 

Bo in diär Schul’ de Lährer niu
De Blagen frog’re wichtig,
Bai iähm dat Wort: Autorität
Erklären könne richtig.

Do kräggere dai klaine Knirps
Ganz vilärwitzig un fixe:
„De Autor’tät bey us im Hius
Is Vatters Schlodder-Büxe.“

Autoriät
Herr Kümmel ging im Haus zumeist
Recht lässig angezogen.
Die Büxe hing mit Hinterteil
Bis runter auf die Socken.

Sein’ Frau die war wohl häufig dann
Am Knurren, Schnurren, Nörgeln:
„Die Autorität, die geht bei dir
Durch Schluddrigkeit verloren.“

Die Worte hat sein Söhnchen sich
Recht fix und schlau behalten;
Dabei wusst er auch ungefähr,
Was sie bedeuten sollten.

Als in der Schul’der Lehrer nun
Die Blagen fragte wichtig,
Wer ihm das Wort Autorität
Erklären könne richtig.

Da krähte dann der kleine Knirps
Ganz vorwitzig und fix:
„Die Autoriät bei uns im Haus
Ist Vaters Schlodder-Büxe

Auflistung von Veröffentlichungen, 
die sich direkt auf Pütters Arbeiten beziehen: Das Theaterstück „Die Tochter des Emigranten“ – ein historisches Heimatspiel aus der Balver „Franzosenzeit“ um 1800 wurde 1951 erstmals öffentlich im Balver Kohne’schen Saal aufgeführt. Auch für weitere Theaterstücke finden wir die Texte im Archiv beim Märkischen Kreis archiviert. 
Die Bedeutung der vorliegenden Unterlagen Pütters erkannten auch andere Autoren heimatkundlicher Texte. Sie bezogen sich auf ihn und seine Quellen, nutzten seine Arbeiten als Ausgangspunkt für die weiterführende Geschichtsbeschreibung. Dazu gehört vor allem Harald Polenz, der deshalb 1980 sein Buch „Zur Geschichte des ehemaligen Amtes und der Stadt Balve“ „in Dankbarkeit Josef Pütter gewidmet“ hat. Beispielhaft sei hier auch genannt Theodor Pröpper „Ein Tag ruft es dem andern zu“ (1968), die Autoren Kracht, Hartmann und Barth des Buches „Kunst- und Geschichtsdenkmäler im Märkischen Kreis“, 1983 herausgegeben vom Heimatbund Märkischer Kreis, der Förderkreis 700 Jahre Dorf Beckum e.V. 1985 als Herausgeber der Chronik „700 Jahre Beckum – Die Geschichte eines Dorfes im Sauerland“, Joseph B. Lenze „80 Jahre Musikverein Balve – ein Kapitel Balver Geschichte“ (1986) und 1990 noch einmal Joseph B. Lenze „100 Jahre St.-Marien-Hospital in Balve“. 
Der letzte Buchtitel gäbe gerade heute, 22 Jahre später, wieder genügend Anlass für eine Fortsetzung in der Entwicklung (oder im Niedergang?) unseres Balver Krankenhauses. Das St. Marien-Hospital wurde im 1. Halbjahr 2012 von den Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis aus finanziellen Gründen geschlossen und im August 2012 an eine neu gegründete Betreibergesellschaft verkauft. Eine neue Aufgabe erhält das Haus als Medizinisches Zentrum „GesundheitsCampus Sauerland“.