Hoffmeister-Brunnen und St. Blasius

(5) Garbecker Kirchweg und Hexenstele

Hoffmeister-Pröpper-Brunnen

Im Jahre 1921 gehörte der Balver Musikdirektor und Komponist Theodor Pröpper zu den Gründern der Balver Heimwacht und im gleichen Jahr, zusammen mit Franz Hoffmeister, zu den Gründern des Sauerländer Heimatbundes. Anlässlich der Gründung  im Jahr 1922 wurden die ersten kulturellen Veranstaltungen in der Balver Höhle von ihm und Franz Hoffmeister organisiert.

Im Gefolge des ersten sauerländischen Heimattages nach dem zweiten Weltkrieg im August 1951 in Balve (über 3.000 Teilnehmer) wurde der Brunnen Franz Hoffmeister zu Ehren am Aufgang zur Balver Pfarrkirche eingerichtet. Er wurde später durch ein Bronze-Portrait Theodor Pröppers im gleichen Stil ergänzt. Der Brunnen befindet sich am Platz einer natürlichen Quelle, dem „Kirchenspring“ (die Innenstadt verfügte aufgrund ihres hohen Grundwasserspiegels über mehrere Quelltöpfe).

Der Kirchplatz

Am Hoffmeister-Pröpper-Brunnen vorbei geht es über wenige Stufen zum Kirchplatz. Er verfügt über alte Bausubstanz. Von den sieben Stadtbränden, dem Schlimmsten im Jahr 1789, ist er verschont geblieben. Er liegt außerhalb des mittelalterllichen Festungsgevierts mit Stadtmauer und  Stadtgraben und verfügte früher über eine eigene Befestigung – eine Besonderheit in der Stadtentwicklung. Der Kirchturm war zugleich ein Wehrturm, der Schutzmöglichkeiten bei Angriffen bot. 

Im siebenjährigen Krieg rückten am Abend des 23. Juni 1761 französische Truppen in Balve ein. Sie legten auf dem Kirchhof eine Feldbäckerei an, brachen zum  Bau der 42 großen Backöfen die Kirchhofsmauer bis auf den Grund ab und rissen die Kirchenbänke „in Geschwindigkeit“ heraus, um mit diesen und den Obstbäumen und Zäunen der Pastoratswiese die Backöfen zu beheizen. Das Mehlmagazin wurde in die Kirche verlegt. Die französische Metzgerei wurde auf dem Gelände vor der Kirche eingerichtet (Garten Brunswicker/Gercken). Der Gottesdienst fand während dieser 8 bis 10 Tage im „Wocklumer Häuschen“, dem Mausoleum auf dem Kirchhof statt. An diesen Gottesdiensten im Freien nahm auch die französische Besatzung  teil. Auf die Balver habe es „einen ganz besonderen Effekt gemacht, als hier einst ein ganzes Regiment Soldaten das »veni creator spiritus« sang“.

Entstanden ist das Kirchenareal nach H.H. Hochkeppel an der Stelle des alten Oberhofes, einem der beiden Höfe sächsischen Ursprungs, die als Keimzelle Balves gelten. Der zweite Hof, der „Niederhof“, befand sich im Bereich des heutigen Drostenhauses, wie Historiker vermuten. Der Kirchhof wurde über viele Jahrhunderte als Friedhof der Pfarrgemeinde genutzt. Die Schätzungen gehen auf 50.000 dort beerdigte Menschen. Erst im Jahre 1857 wurde ein neuer Friedhof eingeweiht.

Rund um die Kirche – im „lateinischen Viertel“ – finden sich altehrwürdige Häuser, beginnend beim dominanten katholischen Pfarrhaus (früher „Pastorat“ genannt), über die „Alte Vikarie“ (zeitweilig Altentagesstätte, heute privat genutzt), die „Alte Mädchenschule“ (zeitweilig Balver Heimatmuseum, heute Tagungsstätte des Schützenvereins) und auf der Nordseite der Pfarrkirche das alte Küsterhaus. 

Alte Vikarie

Die Alte Vikarie wurde 1627 erbaut. Sie diente bis ca. 1935 kirchlichen Belangen z.B. Unterbringung der Vikare. Im 2. Weltkrieg und bis ca.1960 wohnen in der Vikarie mehrere Familien. Auch eine Damen-Schneiderei befindet sich in den Räumen. Die Alte Vikarie sollte nach einem Todesfall auf der Bundesstraße in den 70er-Jahren einer verbesserten Verkehrsführung weichen. Diese Zerstörung des Balver Kirchhofs konnte durch die Initiative der Heimwacht verhindert werden. 1974 richtet die Heimwacht in dem Gebäude eine Altentagesstätte ein.1998 verkauft die katholische Kirche das Gebäude an eine Privatperson. Danach wird das Haus als Wohnung bzw. als Büroräume genutzt. Zur Zeit steht es wieder zum Verkauf.

Alte Mädchenschule

Die Alte Mädchenschule, im Jahr 1812 erbaut, wurde über viele Jahre als Mädchenschule genutzt. Da die katholische Kirche keine geeigneten Jugendräume besitzt, wurde das Gebäude ab 1928 als Jugendraum und Gruppenraum, für Kommunionunterrichte und Religionsunterrichte verwendet. Oben in der ersten Etage hat Fräulein Hirschel, eine Lehrerin der Johannesschule, ihre Wohnung.

Im Jahr 1968 wird das Haus umgebaut. In beiden Etagen richtet sich das Balver Heimatmuseum ein. Bereits 1995 verlässt das Museum das Gebäude, 1998 verkauft die katholische Kirche das Gebäude an Dr. Paul Stüeken, der das Gebäude renoviert. In der 1. Etage wird eine Wohnung eingerichtet und unten Parterre entsteht die „Sebastian- Klause“ der Schützenbruderschaft „St. Sebastian“ Balve.

Agatha-Bildstock

Unmittelbar neben dem Kirchturm findet sich der „Agatha-Bildstock“, nach einem schweren Stadtbrand vom damaligen Bürgermeister Ludwig Kramer gestiftet und der Hl. Agatha, Jungfrau, Märtyrerin, Nothelferin und Schutzpatronin der Feuerwehr gewidmet. Über das Alter – 1698 oder 1703 – gehen die Meinungen auseinander, je nach Zählweise der römischen Ziffern im farblich abgesetzten Chronogramm der Stiftungsplatte. 

Krieger-Denkmal

1931 wird das Kriegerdenkmal/Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege auf dem Kirchplatz eingeweiht. 1957 erhält das Kriegerdenkmal eine Christusfigur in Mosaik. 1961 bekommt das Kriegerdenkmal das heute noch vorhandene schmiedeeiserne Tor.

Mausoleum – Wocklumer Häuschen

Zwischen Kirche und Pfarrhaus steht seit über 400 Jahren das alte Mausoleum, die Begräbnisstätte der Familie des Landdrosten Henneke-Schüngel. 

St. Blasius-Kirche

Das größte und bedeutendste Balver Bauwerk entwarf 1910/11 der Aachener Dombaumeister Prof. Dr. Josef Buchkremer. Ihm gelang es, die romanische Kirche „verträglich und ansehnlich“ um einen neoklassischen Neubau zu erweitern. Der historisierende Zubau gipfelt in einer gewaltigen ovalen Oktogon-Kuppel. Die überkommenen und zugefügten Teile werden vom Betrachter als eine angenehm harmonierende Einheit empfunden.

Die spätromanische Kirche

Beachtenswert sind neben dem wuchtigen Wehrturm die reliefartigen Giebelfelder der spätromanischen Kirche über den Türen (Tympanons). Sie stammen wie die Fresken der Apsis aus der Erbauungszeit im 13. Jahrhundert. Diese bedeutenden Wandmalereien wurden im Jahr 1914 unter drei Malschichten entdeckt und 1915 – aus heutiger Sicht unfachmännisch – restauriert bzw. übermalt. Die ältesten Bilder sollen Mitte des 13. Jh. entstanden sein, die jüngsten um 1434. In der Apsis der romanischen Kirche scharen sich um den thronenden Christus in einer Mandorla (Heiligenschein) die vier Evangelistensymbole und nahebei Maria und Johannes der Täufer. Die Fensterzonen füllen Prophetenbilder.

Das Epitaph (Gedenktafel mit Inschrift) an der Westwand der Kirche erinnert an den Drosten Hermann von Hatzfeld. Er bekämpfte den Truchsess von Waldburg, Erzamtmann und Kurfürst des Reiches (1530 – 1600). Dieser versuchte vergeblich, in Balve zwangsweise die calvinistische Lehre einzuführen.

Ob das Trutzwort: „Säu faste ärre Balve!“ (So fest wie Balve) in der aufblühenden Zeit der „Truchseßschen Wirren“, während des bismarckschen Kulturkampfes oder aus einem anderen Anlass ein geflügeltes Wort wurde, lässt sich nicht mehr überzeugend belegen.