Im Heimatbuch von Balve ist eine interessante Abhandlung über die Hexenprozesse zu lesen, welche im 16. und 17. Jahrhundert in der Balver Gegend stattfanden. Damals glaubte fast jedermann an Hexerei, niemand war sicher, ob nicht sein Nachbar die Kunst des Hexens verstand, und selbige zum eigenen Vorteile, aber zum Nachteile seiner Mitmenschen anwendete. Mochte die nachbarliche Beziehung noch so freundlich sein, über Nacht konnte es losbrechen. Das Unheil wollte es, dass irgendetwas beim Nachbar passiert war, ein unbedachtes Wort, und der Freund war als Hexer verdächtig. Meistens aber erwarb man sich die Meisterschaft im Hexen nicht so rasch, Schon monatelang, ja sogar jahrelang munkelte man, diese oder jene Person könne hexen. Vor ihr solle man sich hüten, wenn möglich in Freundschaft mit ihr leben. Die Hexen waren gefürchtet. Alle unsere heutigen Hexenmärchen stammen aus jener Zeit.
Vor den Hexen konnte man sich hüten, indem man alle Morgen ums Haus herum einen Schritt breit mit einem neuen Besen fegte. Spinngewebe sollte man schonen, besonders da, wo es in langen Strähnen an Balken und Pfosten herunterhing. Kam ein Hexenmeister ins Haus, und mit einem herabhängenden Spinngewebe auch nur in leiseste Berührung, so war für den Tag seine Kraft gebrochen. Auch das reine Fegen ums Haus brach seine Kraft.
Aber bei allen Vorsichtsmaßgaben kam es doch vor, dass Unglücksfälle an Mensch und Vieh passierten. Da war die Hexe, reitend auf einem alten Besenstil oder einem Ziegenbock, zum Schornstein hereingekommen, und hatte alle Seuchen und Unglücksfälle verschuldet.
Es war eine traurige Zeit für denjenigen, der als Hexe verschrien war. Mit Daumenschrauben und unerhörten Martern wurde ihm ein Geständnis ausgepresst, sein Leben endete meist am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen. Ob Mann oder Frau, niemand war sicher, als Hexe verschrien und verbrannt zu werden. Dieser Hexenglaube hielt sich, wenn auch in geschwächter Form, bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts. Der letzte, der in der Balver Gegend als Hexe hingerichtet wurde, stammte aus Langenholthausen. Er wurde auf dem Galgenberge aufgehangen.
Die Überlieferungen unserer Urahnen aus jener Zeit sind noch bei manchen in Erinnerung.
Unter welchen Umständen man in den Verdacht der Hexerei kommen konnte, welche Marterwerkzeuge gebraucht wurden, um ein Geständnis auszuprssen, und wie die Verbrennung auf einem Scheiterhaufen geschah, das zu schildern soll unsere Aufgabe sein. Zunächst muss aber die Frage geprüft werden, hat es wirklich Hexen gegeben? Um diese Frage zu beantworten, wollen mir die geneigten Leser und Leserinnen in die Zeit des Mittelalters, in die Zeit der Kreuzzüge folgen.
– Ende –