Die Umgebung – das Balver Land

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Burgberg bei Wocklum (Olle Borg)

Die „Olle Borg“ liegt in den Waldungen des Burgbergs (383 m) etwa 800 m südlich von Schloss Wocklum. Über das Alter der Burg streiten sich Fachleute und Hobbyforscher. Ist, so fragen sie, die Wallanlage eine karolingische Ausbauburg des 8./9. Jahrhunderts oder suchten bereits frühgeschichtliche Siedler hinter ihren Ringwällen und Gräben Schutz vor unliebsamen Besuchern? Vielleicht entstanden die Anlagen auch erst angesichts drohender Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert. Genaues weiß man nicht. Radiometrische Messungen fehlen. Erwiesen ist nur, dass im Sauerland bereits vor der Hallstattzeit (700-500 vor Christus) Wallburgen als Flucht-und Verteidigungsanlagen organisierter Siedlungsverbände existierten. Auch die Olle Borg wird unterschiedliche kriegerische Belastungen und damit wehrtechnisch unterschiedliche Ausbaustufen erlebt haben. Sie besteht aus ¬einem zentral-, Mittel- und Außenwall mit einigen sog. Sperrriegeln. Wälle und Gräben decken die flachere Seite des Burgbergs wehrtechnisch ab. Die Wälle an den Eingängen der nördlichen und südlichen Zuwegungen sind nach innen gebogen. Diese „Wallbögen“ an den Torgängen sollten Feinden ein Eindringen erschweren. Hinter ihnen ließen sich Walldurchgänge erfolgreicher verteidigen. Die Innenräume des Zentral- und Mittelwalls (ca. 2,5 ha) konnten in Notzeiten Hunderte Frauen, Kinder, Alte und Kranke des Siedlungsverbandes aufnehmen, aber auch wertvolle Habe und Haustiere. Großvieh wurde vermutlich außerhalb der Wallanlage auf einer umfriedeten Waldweide am nahen Hemberg bis zum Abzug des Feindes gehalten. Wasserschloss Wocklum

Wasserschloss Wocklum

Der Besucher erreicht den Schlosskomplex von der B229 aus über die Wocklumer Allee. Hinter dem „Torhaus“, dem ältesten Gebäudeteil der Anlage, liegt zur Linken das Schlossgebäude mit erhaltenen Gräften (Wassergräben), mit Schlossgarten und den dahinterliegenden Grabstätten der Schlosseigner. Zur Rechten blickt er in den Bereich des ehemaligen Gutshofs. Der Name Wocklum ist sprachgeschichtlich das Ergebnis eines durch lautliche Wandlungen, zum Beispiel Verschleifungen, veränderten Urwortes. Wocklum wird von „waak“ (woak) = Wasser, auch Sumpf, Pfuhl, von der Verkleinerungssilbe ‚el‘ von ‚hem‘ (ham) = einem eingefriedeten Areal, d.h. von einer hecken-, wall- oder wassergeschützten Wohnstätte, dem Heim eines Grundbesitzers, abgeleitet. Besucher der Schlossanlage müssen sich vorstellen, dass die westlich des Schlosses gelegenen Niederungen ursprünglich von Kolken/Sümpfen/sauren Wiesen bedeckt waren. Vielleicht schützten sie auf nahen Anhöhen bereits vorgermanische Menschengruppen (Beispiel: Silhaue). Der Sprung vom sächsischen Haupthof, den ein Edeling mit seiner Sippe bewirtschaftete, zum adeligen Rittersitz wird bereits im frühen Mittelalter vollzogen worden sein. Ein salischer König wird Anfang des 14. Jh. hier nahe der historischen Fernstraße Köln – Balve – Hellweg ein königliches „Wächteramt“ eingerichtet und einem verdienten Gefolgsmann zugesprochen haben – natürlich ausgiebig mit Besitz- und Bannrechten ausgestattet. Die von Bockenhem (1431) und von Beckum – so nannten sich spätere Herren des Königsgutes – errichteten bald ein „wassergeschütztes festes Haus“. Sie pflegten ritterliche Tugenden, bewachten die nahe Fernstraße und sorgten weiterhin für Frieden und Ordnung. Wanderer, Reiter, Fuhrleute, Händler, Kaufleute sollten ungestört von übermütigen Buben, Räubern oder bewaffneten Horden ihre Ziele erreichen können. 1567 erwarben die Herren von Bockenförde, genannt Schüngel, das Wocklumer Anwesen mit dem dazugehörigen Landbesitz. Bedeutendster Vertreter dieses Geschlechts war Johann von Bockenförde. Er wurde kurfürstlicher Amtmann und wirkte als Amtsdroste, von 1488-1524 sogar als Landdroste des kurkölnischen Herzogtums Westfalen. Hermann von Hatzfeld, nachfolgender Schlossherr und Amtsdroste zu Balve, war erbitterter Gegner des zum Calvinismus gewechselten Truchseß zu Waldburg, einem mit der Kölner Kurwürde ausgezeichneten Erzamtmann des Deutschen Reiches. Truchseß besetzte Balve und ließ 1583 die beiden Wocklumer Häuser brandschatzen. Er wurde schließlich besiegt und als Kurfürst abgesetzt. Bereits 1656 gelangten die Wocklumer Besitztümer in die Hände derer von Landsberg. Auch dieses Adelsgeschlecht diente Kurköln in verschiedenen Funktionen. Im 18./19. Jahrhundert wurden die Landsberger als wagemutige Unternehmer tätig. Johann Ignatz Freiherr (später Graf) von Landsberg-Velen, Landtagsmarschall von Westfalen, gründete 1855 mit seiner Frau die Luisenhütte, eine „moderne Eisenschmelze“ mit Gießerei und Hammerwerk. Gleichzeitig erwarb die Familie u.a. im Balver Raum zahlreiche Schürfrechte für den Abbau von Erzen und Kiesen. Aber nur wenige waren ergiebig, konnten rentabel ausgebeutet werden. Die 1822 gegründeten Chemiewerke Wocklum gehörten zu den ersten großtechnischen Chemieanlagen des Deutschen Reiches. Die Firmen Hertin und Kruse (heute Stockmeier) sind Quasinachfolger der damals weithin bekannten Wocklumer Chemiewerke. Die Entwicklung Wocklums von einer wasser- bzw. wallgeschützten Hofanlage über einen Königshof (Curtis) zu einem Wasserschloss barocker Prägung durchlief viele Entwicklungsstufen. Das Schlossareal war vor der Brandschatzung 1583 noch allseitig von breiten Gräften umgeben.

Turnierplatz Wocklum

Unmittelbar neben dem Schloss und dem ehemaligen Gutshof liegen die sportlichen Anlagen des Reitervereins Balve (Reithalle, Stallungen, Gastronomie, Reit- und Turnierplatz). Die Anlage wurde besonders in den letzten zwei Jahrzehnten ausgebaut, d.h. modernen sportlichen Standards angepasst. Die Sommerturniere des Vereins erlangten nationale und internationale Bedeutung. Das „Balve Optimum“ im Hochsommer ist internationaler Höhepunkt der jährlichen Reitersaison. Vom Schloss führt ein Wanderweg an den Reitanlagen vorbei in ein weiträumiges, idyllisches Wiesental. Es wird vom mäandernden Orlebach durchflossen.

Luisenhütte

Die Luisenhütte ist die älteste, vollständig erhaltene, funktionstüchtige Hochofenanlage Deutschlands. Auf Betreiben von Anna Maria Theresia, Ehefrau des Landdrosten von Landsberg, wurde sie 1748 an einer Stätte frühmittelalterlicher, vielleicht sogar frühgeschichtlicher Eisenverhüttung errichtet. Dem Bau der Hütte und des Hammers wurden 1743/54 ein moderner Hochofen und eine Eisengießerei angegliedert. Der lebhafte Borkebach lieferte Wasserenergie für den Antrieb des Wasserrades, das wiederum für die Winderzeugung diente (Gebläseturbinen). In umliegenden Buchenwäldern produzierten Köhler Holzkohle für die Versorgung des Hochofens. In ortsnahen Gruben förderten Bergleute Eisenerz. 1865 musste der Betrieb eingestellt werden. Die Hütte konnte nicht mehr mit den modernen Werken des Ruhrgebietes konkurrieren. Den Betrieben im Ruhrgebiet standen hochwertigere Erze und Brennstoffe (Koks), aber auch schnelle Transportwege zur Verfügung. Im Frühjahr 2006 wurde das ehemalige prähistorische Museum Balves der Luisenhütte angegliedert. Das Ensemble wird zu einem attraktiven wirtschafts- und heimatgeschichtlichen Projekt erweitert. Heute ist die Luisenhütte ein Museum und Vorzeigeobjekt im Märkischen Kreis. Es bietet Besuchern die Besichtigung seiner technischen Anlagen im Fabrik- bzw. Maschinenhaus an, aber auch wirtschafts- und sozialgeschichtliche Informationen. In unmittelbarer Nähe kann auch der Eingang eines Bewetterungs¬stollens besichtigt werden. Alljährlich findet hier das Kulturspektakel ,,Luise heizt ein“ statt, das sich einer überregionalen Resonanz erfreut.

Kalköfen Horst

Die drei Kalköfen in der Horst (an der K29 nach Eisborn) sind Zeugnisse der seit dem 18. Jh. im Hönnetal erblühenden Kalkindustrie. Sie verdrängte die bäuerlichen Kleinunternehmen in den Dörfern des Amtes. Nur die Rheinisch/Westfälischen Kalkwerke und das Kalkwerk Sanssouci überlebten diese Zeit ortsbürgerlichen Wagemutes. Die in „Ringen gesetzten bruchsteinernen, haubengeschützten Öfen“ in der Horst gehörten einst zu den technisch modernsten Anlagen in Deutschland. Sie brannten den hochwertigen Massenkalk des nahen Steinbruchs. Er zeichnete sich durch besonders hohe Kalzitanteile (98%) aus. Das „Kalkpulver“ wurde wegen seiner Reinheit ein begehrtes Produkt der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Aus technischen, sprich: ¬Altersgründen, wurden die drei Öfen stillgelegt. In ihren Fugen schlugen Gräser, Kräuter, selbst Birken Wurzeln. Erst in den 80er Jahren erwirkte der Märkische Kreis die Unterschutzstellung der Öfen. Blick in die Kalksteinbrüche In unmittelbarer Nähe der Kalköfen Horst finden sich die riesigen Kalkstein¬brüche der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke (heute: Lhoist-Gruppe). Die Vorkommen sind gewaltig: Das Hönnetal ruht auf einer 1000 m starken Kalkschicht in bester Industriequalität. Durch den industriellen Abbau hat sich hinter der Felskulisse im Hönnetal eine faszinierende Landschaft aufgetan. Eine Begehung des aktiven Steinbruchs ist selbstverständlich nur mit Genehmigung des Eigentümers möglich. Der geplante Ausbau des Abbaugebietes in Richtung Eisborn ist hoch umstritten. Nur eine schmale Felswand, über die ein Pfad zu den Hönnetalfelsen mit den sieben Jungfrauen führt, trennt den Steinbruch der rheinischen Kalkwerke von dem des ehemaligen Kalkwerkes Horst. Aus der Vogelperspektive: Vom Flugzeug aus hat man einen eindrucksvollen Blick in das kilometerweite Abbaugebiet mit seinem azurblauen See – im Volksmund die ,,Blaue Lagune“. Tiefe Gruben, Abbautrassen, ehemalige Schlammbecken, Transportstraßen und schwere Geräte vermitteln ein Bild von der Arbeitsweise eines modernen, international tätigen Unternehmens der Kalkindustrie.

Altes Rittergut Eisborn

Über das alte Rittergut Eisborn mit seiner ehemaligen Burganlage (am Platz der heutigen Eisborner Kirche gelegen) gibt es bereits aus dem Mittelalter Nachrichten. Im Jahre 1238 wird Eisborn erstmals urkundlich erwähnt. Eisborn war schon sehr früh mit der Burg Hachen eng verbunden, die um das Jahr 1000 gegründet wurde. Seine Ursprünge reichen in die sächsische Zeit zurück (600 bis 800 n.Chr.). Als erster Eigentümer wurde Goddert I. von Hanxleden 1327 erwähnt. Goddert kaufte 1329 das an der Grenze zur damals noch freundlich gesinnten Grafschaft Mark gelegene Eisborn von seinem „Blutsfreund“ Lubbert von Binolen und seiner Frau Richtmoth. Um 1335 heiratete er Cunigunde von Binolen, in zweiter Ehe. 1352 kam es zur Fehde zwischen den beiden an Burg Schwarzenberg (bei Plettenberg) beteiligten Parteien. Graf Engelbert III. von der Mark vertrieb die Arnsberger Burgbesatzung, zerstörte das Arnsberger Burghaus auf Schwarzenberg und ließ an der Grenze zu Eisborn durch Gerhard von Plettenberg die Burg Klusenstein erbauen, welche von Gottfried IV. (Arnsberg) vergeblich belagert wurde. Das ca. 600 Jahre alte „Burghaus“ von Eisborn wurde im Jahr 1964 abgerissen. Das Wappen über dem Hausportal wurde von jungen Leuten gesichert und befindet sich heute an der Außenwand des Pfarrhauses. Das „Höhendorf“ Eisborn ist unter Freizeit- und Distanzreitern sehr beliebt. Es verfügt über zwei renommierte Tagungshotels mit anspruchsvoller und anerkannter Gastronomie: Das Hotel Antoniushütte und Hotel zur Post.

Kloster Oelinghausen

Der Wallfahrtsort Kloster Oelinghausen gehört heute zu Arnsberg. Als Doppelkloster im Jahr 1174 gegründet, entwickelte sich das Kloster später zu einem Kloster der Prämonstratenserinnen und im 17. Jahrhundert zu einem weltlichen Damenstift. Der Innenraum der gotischen Kirche wurde im 18. Jahrhundert einheitlich im barocken Stil umgestaltet. Das Kloster ist auch aufgrund seiner Lage, zusammen mit dem benachbarten Gut Oelinghausen sehenswert. Es finden regelmäßig Kirchenkonzerte statt („Musica Sacra“). („Musica Sacra“). 

Es besteht ein, nicht nur „gefühlter“, enger Bezug des Klosters zum Balver Land. Der bekannte Johannesaltar auf dem Nonnenchor der Klosterkirche, der mit einigen gotischen Figuren bestückt ist und zu den wertvollsten Ausstattungsstücken der Kirche gehört, soll 1380 als Geschenk einer alten Dame aus Balve nach Oelinghausen gekommen sein. (..) So wirkte sich der Einfluss des Klosters Oelinghausen auf unser Gebiet nicht nur im Bereich der Wirtschaft aus, sondern er bescherte uns auch geistige und handwerkliche Zeugnisse ersten Ranges. Unstrittig stellte die Kirche seit der Sachsenchristianisierung ein Bollwerk hierzulande, das jedem Sturm standhielt. Die Reformation brachte zwar Schrecknisse in Gestalt des von der katholischen Lehre abweichenden kölnischen Erzbischofs Gebhard Truchseß von Waldheim-Zeil, sie selbst konnte im kurkölnischen Bereich Westfalens nicht ausrichten.“ (H. Polenz, Seite 115-117).

Aussicht vom Ebberg

Ein eindrucksvoller Aussichtsturm befindet sich auf dem Ebberg bei Eisborn. Von dort hat man einen weiten Rundblick über das Hönnetal und – bei gutem Wetter – eine Sicht bis in das Ruhrgebiet und die Börde. Der Text auf der Tafel am Aussichtsturm führt aus: ,,Dieser Turm wurde im Jahre 2013 von der Firma Rheinkalk auf dem Ebberg (Eigentum der Stadt Balve) erbaut. Zum 775. Jahrestag der ersten urkundlichen Nennung Eisborns erfolgte die Übergabe an den Heimatverein Eisborn/Asbeck.“ Aufgrund seiner exponierten Lage ermöglicht der Aussichtsturm bei klaren Wetter einen weiten Blick in alle Himmelsrichtungen. Wanderern und Erholungssuchende wird hiermit eine attraktive Anlaufstelle auf ihren Routen geboten.

Bedeutende Höfe im Balver Land

Im Balver Land finden sich uralte Höfe, die auf eine mehr als 1000-jährige wechselhafte Geschichte zurückblicken. Sie befanden sich in unmittelbarer Grenzlage an der kurkölnischen Grenze zur Grafschaft Mark. Zu nennen sind hier insbesondere die Höfe Schulte-Horst bei Eisborn und Tillmann-Niedernhöfen bei Blintrop, deren Geschichte von Rudolf Tillmann erforscht und in mehreren Bänden spannend und unterhaltsam beschrieben wurde (zu beziehen u.a. im Pfarrarchiv Balve). Der Hof Tillmann-Niedernhöfen wird auf den Sachsenherzog Widukind zurückgeführt (743-807). Weitgehend im Dunkel der Geschichte liegen die großen Höfe in Balve, deren Existenz aber gesichert ist: Der Oberhof, Ursprung des außerhalb der Stadt gelegenen Kirchenareals, sowie der Niederhof, der mit dem „adeligen Haus“ (dem Drostenhaus) in Verbindung gebracht wird (die Balver Flurbezeichnung „Nierenhof“ bezieht sich auf den „niederen Hof“ oder plattdeutsch „Näiernhuaf“)1). Eine besondere Attraktion bietet der über 600 Jahre alte Hof „Tillmann-Grübeck“, einer von drei Höfen in einem Seitental des Hönnetals gelegen, genannt die „mittelste Grübeck“. Speziell um die Weihnachtszeit wird hier Besonderes geboten: Weihnachtsbaum schlagen und ein Weihnachtsmarkt auf dem Hof. Weihnachtliche Überraschungen zwischen Kälbern, Eseln, Pferden und einer Strohburg. Glühwein, heiße Schokolade, Apfelpunsch, Waffeln, Bratwürstchen, eine heiße Suppe und vieles mehr – alles aus eigener Herstellung. Hier sucht man sich den Weihnachtsbaum selber aus. Mit dem Traktor geht es in den Wald. 1) Die Historikerin Elisabeth Allhoff schreibt im „Balver Buch“ von 1930 (p.154-155): „Die beiden alten Haupthöfe, der Oberhof und der Niederhof, hatten sich nicht im alten Umfang erhalten, sondern waren vielfach zersplittert. Der Oberhof blieb adeliger, Gräflich-Nassauischer Lehnsbesitz, um 1400 in Händen der Familie Ole-Brünninghausen, dann der von Wrede. […] Er wurde als „oben in dem Dorpe“ bezeichnet“. „Die älteren Schicksale des Niederhofes sind nicht durchsichtig. Er wird 1442 mit diesem Namen zum ersten Mal bezeichnet. Von ihm dürfte ein größerer Teil im Stadtkern aufgegangen sein, als vom Oberhof. Der halbe Niederhof blieb im Besitze der Kirche, ging zuletzt in Erbpacht über und wurde um 1860 abgelöst“. Die alte Hofstätte des Niederhofes lag demnach ungefähr auf dem Platze der alten Mühle unterhalb von Balve.

Haus Recke und der Hönnetalschutzweg

Haus Recke liegt inmitten des Hönnetals nahe der Bahnstation Binolen und der Felsgruppe „Sieben Jungfrauen“. Das Hotel ist einer der letzten Betriebe im mittleren Hönnetal, ausgestattet mit einem Biergarten und obligatorischer Haltepunkt bei einem Besuch der Reckenhöhle (vgl. Abschnitt Höhlen). Wirtschaften und ¬Lokale zogen sich früher, zur Zeit der Jugendbewegung und der Wanderfreunde, wie an einer Perlenschnur durch das Hönnetal. Seit dem Bau der Hönnetalbahn im Jahre 1912 war das Balver Land für die vielen Erholungsuchenden aus dem Ruhrgebiet schnell erreichbar. In der Zeit zwischen den Weltkriegen herrschte ein reger Wander- und Tagestourismus, es gab sogar regelmäßig „autofreie Sonntage“. Dies änderte sich mit zunehmendem Verkehrsaufkommen auf der Landstraße nach Menden. Am Haus Recke führt der Wanderweg durch das Hönnetal vorbei. Um weiter ¬regen Wandertourismus im Hönnetal zu ermöglichen und die Wanderer vor dem zunehmenden Kraftverkehr zu schützen, wurde bereits in den Jahren 1933/34 der „Hönnetalschutzweg“ „Hönnetalschutzweg“ entlang der Hönne in monatelanger Arbeit eingerichtet, unter reger Beteiligung des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV). Der Weg führte teilweise über die Felsgruppe Sieben Jungfrauen, mit wunderbarem Rundblick. Diese Route ist heute jedoch aus Gründen des Naturschutzes gesperrt. Der reizvolle Wanderweg führt, von Sanssouci ausgehend, überwiegend am linken Hönneufer entlang bis Klusenstein, und wird gut angenommen.

Das Golddorf: Mellen und der Sorpesee

In Mellen stand seit alters ein Rittergut „auf dem Plasse“, also zentral gelegen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Mellen im Jahre 1233 durch den Namen „Theodericus de Mellene“. Die Gründung der Bauernsiedlung reicht in die Zeit vor 800 Jahren zurück. Im Jahr 1991 wurde Mellen erstmals im Wettbewerb ,,Unser Dorf soll schöner werden“ mit Gold ausgezeichnet. Im Jahr 2006 folgte Silber. Geprägt ist Mellen seit jeher von der Landwirtschaft. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts gab es hier 24 Bauernhöfe. 24 Bauernhöfe Anders als viele Dörfer leidet Mellen keineswegs unter starker Abwanderung der Bevölkerung. Mellen verfügt über eine aktive Dorfgemeinschaft. Heute erfreut sich der Martinsmarkt großer Beliebtheit. An den Ständen und ausgeräumten Ställen können weihnachtliche Dekorationen und Holzarbeiten bewundert werden. Dabei sorgen Mellener Vereine und Gruppen für das leibliche Wohl der Gäste. Wer von Mellen aus dem Orlebach in Richtung Süden folgt, muss schon recht bald einige Höhenmeter erklimmen. Hier geht es hinauf auf den Bollenberg (405 m) mit der Meller Hochheide. Auf 3 ha Fläche findet sich dort eine feuchte ¬Wacholderbergheide. Von hier aus ist man in ca. 30 Minuten am Sommertauchplatz Sorpesee.

Jungferngut Garbeck

Nach mündlichen Überlieferungen stammen die Grundmauern des Wohnhauses aus dem 13. Jahrhundert. Der erste urkundliche Nachweis der Familie Lösse findet sich im Jahr 1401. Heute bewirtschaftet die 14. Generation der Familie Lösse das Gutshaus mit seiner imposanten Freitreppe. Bernward und Adelheid Lösse, beide Diplom-Agraringenieure, führen den Familienbetrieb mit viel Liebe zur Tradition fort. 300 Hektar Wald mit mehr als 100 Baumarten gehören zum Forstbetrieb, der seit über 300 Jahren nachhaltig bewirtschaftet wird. Mit alten Schürfstellen und Kohlenmeilern, Holzhütte und Holzskulpturen, mit Aussichtspunkten und Waldführungen bietet das Jungferngut einen Erlebniswald, der für Wanderer und Besuchergruppen Vieles zu bieten hat. Einen kleinen Einblick bietet der WDR-Beitrag zur Serie „Land & Lecker“ mit dem Titel „Finale auf dem Jungferngut in Balve“. Gransauer Mühle Die Gransauer Mühle ist seit dem Jahr 1850 im Besitz der Familie Stüeken. Erbaut wurde sie um das Jahr 1420 als „Bannmühle“ im Auftrag des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers.„Bannmühle“ im Auftrag des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers.

Im Jahr 1901 erfolgte der Umbau zu einem Stromkraftwerk, das Gleichstrom erzeugte. Balve war damit eine der ersten Städte in der Provinz Westfalen, die elektrischen Strom besaßen. Die erste Straßenlaterne wurde jedoch bereits im Jahr 1827 aufgestellt. Die alte Turbine aus dem Jahr 1901 liefert 15 Kwh.

Alte Mühle Langenholthausen

Die ,,Bannmühle“ in Langenholthausen befand sich schon vor dem 16. Jahrhundert am gleichen Standort. Ein Bericht zwischen 1600 und 1608 beschreibt umfangreiche Umbauten an der Mühle. Die Bauern der Umgebung waren verpflichtet, in der Mühle mahlen zu lassen. Die Besitzer achteten peinlich darauf, dass sein ,,Bann“ eingehalten wurde. Mit ihm waren seine Einnahmen verbunden. Die mittelalterliche Mühle gehörte zum alten Burgstandort, von dem nur noch die Mühle mit Wehr, Mühlenteich und einem Wohnhaus erhalten ist. Die strategische Lage an der Kreuzung des alten Heerweges zwischen Köln und Soest und der Straße von Siegen über Olpe legte es nahe, diesen Platz durch eine Burg zu befestigen. Besitzer waren die Familien von Oedingen, Letmathe, Werminghausen, Plettenberg und Wrede. Die „von Landsberg“ legten den Burgkomplex 1866 durch eine Versteigerung nieder. Die Mahlmühle wurde jedoch weiter betrieben, auch nach dem 2. Weltkrieg noch einige Jahre vom Vater des heutigen Besitzers. Der Mühlenbann schloss Benkamp, Mellen, Kesberg und ganz Langenholthausen ein. In der Erzbischöflichen Mahlmühle in der Gransau mussten dagegen die Bauern aus Garbeck und Balve mahlen lassen.

Die Bannmühle soll zukünftig ein Museum werden.

Die Küntroper Motte

Anlässlich der Ausstellung ,,Ritter, Burgen und Intrigen“ – AufRuhr 1225 des LWL-Museums für Archäologie in Herne, wurde auf dem Außengelände eine Motte in Originalgröße errichtet. Sie war über 25 Meter hoch und original eingerichtet, ein Garant für ein Burgerlebnis der besonderen Art der Stadt. Eine Motte oder Turmhügelburg ist ein mittelalterlicher Burgtyp mit einem hölzernen Turm auf einem künstlich angelegten Erdhügel, meist von einem Wassergraben umgeben. Motten waren im Mittelalter (11. und 12. Jahrhundert) eine der häufigsten Burganlagen des niederen Adels. Sie waren in ganz Mitteleuropa verbreitet. Neuenrade gelang es, den Zuschlag für die weitere Verwendung der Motte zu bekommen. Ihr wurde in der Nähe des historischen Burgplatzes Gevern ein dauerhafter Standplatz gegeben. Sie ist heute eine Landmarke in Küntrop, und kann besichtigt werden (jeder erster Sonntag des Monats von 14-17 Uhr), von Ostern bis Oktober. In unmittelbarer Nähe der Motte befindet sich der Platz der alten Burg Gevern. Sie war ein Haupthof der Grafen von Arnsberg mit zugehörigen Nebenhöfen, zugleich eine Art regionales Verwaltungszentrum. Solche Haupthöfe wurden durch Wall- und Grabenanlagen geschützt. Der Graben wurde von einem nahe gelegenen Gewässer gefüllt. Graf Gottfried von Arnsberg ließ das Haus Gevern im Jahr 1353 befestigen, als Antwort auf die Attacken des Grafen von der Mark. Haus Gevern liegt an bedeutsamen Handelswegen. Bereits zwei Jahre später wurde es von Graf Engelbert von der Mark zerstört. Die Erinnerung an diesen alten Haupthof blieb jedoch über die bedeutende „Geverner Mark“ bis heute erhalten. Eine Informationstafel weist auf den Platz mit seinem Wassergraben hin.

Küntrop – ein Kreuzungspunkt bedeutender Straßen

Der Allehof in der heutigen Form wurde im Jahr 1904 erbaut. Er offenbart eine bewusst charaktervolle Bauweise. Die Fassadengestaltung geht auf heimische Architekturen des 18. Jahrhunderts zurück. Die Hofanlage sollte in harmonischer Verbindung mit dem Landschaftsbild stehen und malerisch wirken. Das zu seiner Zeit neuartige Konzept ist bis heute erkennbar. Die Hofanlage selbst ist sehr alt. Bekannt ist, dass Johann Allehof sich um 1600 als Brinksitzer am Kreuzungspunkt der alten Straßen von Frankfurt nach Iserlohn und von Kassel nach Köln nieder ließ und Fuhrmannswirtschaft betrieb.

Romanische Kirche Affeln

Affeln und Altenaffeln gehörten bis zur Gebietsreform im Jahr 1975 zum Amt Balve. Im Jahr 1492 zur Freiheit erhoben, verlor Affeln die damit verbundenen Privilegien im 19. Jahrhundert und wurde 1975 nach Neuenrade eingemeindet. Überregional bekannt ist Affeln durch seinen eindrucksvollen Bauernmarkt im August (seit 1993), und seinen Musikverein mit über 100 aktiven Musikern, verteilt in mehreren Orchestern und über 150 weiteren Fördermitglieder. Der Musikverein Affeln e.V. ist ein bedeutender Kulturträger in der Region. Zur Geschichte: Um 1310 wurde die Pfarrei St. Lambertus erstmals urkundlich erwähnt. Die Halle aus Bruchstein mit flachen Nebenchören wurde um 1240 bis 1245 errichtet. Diese Bauform ist für das Sauerland typisch. Sakristei und Portalvorbau wurden erst 1903 angefügt, ebenso die Vorhalle des Südportales. Sie wird vom Affelner Volksmund als „Leichenhäuschen“ bezeichnet. Früher wurden hier die Verstorbenen aufgebahrt. Im Südportal ist ein romanisches Tympanon zu sehen: Darstellung der Kreuzigung, die Geburt Christi und die Frauen am Grabe. Seit dem Brand von 1814 ist der gedrungene Westturm auf quadratischem Grundriss mit einer sog. Welschen Haube bekrönt. Später wurde er mit Kupfer gedeckt. Seine Mauern sind deutlich dicker als die der Kirche. Zum Schutz des Mauerwerkes ist er verputzt. Ehemals vorhandene kleine Zwischensäulen existieren nicht mehr. Beim Brand wurden sie wohl zerstört.

Flandrischer Altar

Das prächtige Altarretabel stammt aus der Zeit zwischen 1520 und 1525. Es verfügt über einen geschnitzten Schrein, gemalte Flügel und eine bekrönende Rosenkranzmadonna. Weil es das Zeichen der Antwerpener Lukasgilde trägt, wird es auch als Antwerpener Altar bezeichnet. Dargestellt sind Szenen aus dem Leben Christi, Marias und des Hl. Lambertus: Beschneidung Jesu im Tempel, Anbetung des neugeborenen Jesus durch die Heiligen drei Könige, das Sterben Mariens, im oberen Bild die Kreuzigungsgruppe. Auf den Flügeln sind König Olaf II. von Norwegen, der Hl. Lambertus, Anna selbdritt, die Hl. Lucia und der Hl. Olaf zu sehen. Auf einen norwegischen Auftraggeber deutet das Wappen der Stadt Bergen über dem Lambertus hin. Möglicherweise hat dieser die Arbeit nach der in Brüggen schon 1526 bis 1536 einsetzenden Reformation nicht mehr abgenommen. Im Jahr 1972 wurde der Altar, einer der bekanntesten flandrischen Schnitzaltäre der Spätgotik, umfangreich restauriert.