Um die Jahrhundertwende erfolgte der Einzug des Postamts Balve in das neue repräsentative Gebäude in klassizistischer Manier (Foto: „Kaiserliches Postamt“). Davor war das „Post- und Telegrafenamt“ im Haus Hauptstraße 33 untergebracht – einem gleichmäßig proportionierten Fachwerkbau mit ortstypischem Walmdach (Abriss 2011, heute ein kleiner Stadtpark).
Im Jahr 1920 erfolgte ein erneuter Wechsel. Die Stadtsparkasse, seit ihrer Gründung im Jahr 1881 im Haus Hauptstraße 21 (heute Alte Blasius-Apotheke) übernahm die Räume des Kaiserlichen Postamts. Am Eingang wurde das Balver Wappen angebracht. Ein massiver Tresor wurde beschafft. Der Betrieb der Stadtsparkasse wurde bis 1953 so fortgeführt.
Mit dem Abriss des alten Rathauses wurde der Platz für einen Neubau der Sparkasse frei. Sie residierte bis zum Jahr 1968 in der Stadtmitte am Platz des alten Rathauses (heute Volksbank). Dann erfolgte der Umzug in das heutige Sparkassengebäude im Gebäude der früheren Molkerei. Die Volksbank übernahm das Haus mit dem Glockenspiel.
Die Räume des „Kaiserlichen Postamts“ wurden nun an die angesehene „Buchhandlung Waßmuth“ vermietet, an die sich noch viele Balver gerne erinnern. Ein großes Ausstellungsfenster im Stil der 50er-Jahre wurde vorgebaut, zur Hauptstraße hin. Der Tresor verblieb wegen seines enormen Gewichts in den Räumen der Buchhandlung. Erst im Zuge der Totalrenovierung und Umwandlung in das „Cafe Kaiserliches Postamt“ wurde der Tresor schließlich entfernt.
Am 9.4.1984 erfolgte die Unterschutzstellung des spätklassizistischen Hauses (Eintrag in die Denkmalliste der Stadt Balve mit Nr. 57).
Bei der Neugestaltung des Kaiserlichen Postamts als Cafe wurde besonderer Wert auf Tradition gelegt. Mit Unterstützung der Balver Heimwacht (Werner Ahrens) wurden alte Photographien der Balver Hauptstraße und des Gesellschaftslebens aus der Zeit um die Jahrhundertwende reproduziert, die heute die Räume schmücken.
Das Cafe wurde anfänglich von der Bäckerei Sondermann betrieben, mit mäßigem Erfolg. Dann übernahm die ortsansässige Bäckerei Tillmann den Betrieb der beliebten Location im Zentrums Balves. Mit der angeschlossenen Eisdiele verfügt Balve seitdem über einen attraktiven Treffpunkt mitten in der City.
Bronzetafel zum Stadtbrand von Balve
Wer die Mühe nicht scheut, ein paar Schritte in die Bogenstraße zu laufen, findet dort nicht nur das Geburtshaus des Komponisten, Kirchenmusikers und Heimatdichters Theodor Pröpper. Gegenüber findet sich ein besonderes Kleinod, das in Balve kaum bekannt ist: Eine Bronzetafel, die den Stadtbrand von 1789 plastisch darstellt. Angebracht ist es am Haus Bogenstraße 3. Leider findet sich die interessante Tafel an einer ungünstigen Stelle, direkt unter dem Straßenschild „Einbahnstraße“.
Aus der Nähe betrachtet zeigt die Tafel eine Fülle von Details: Menschen, die Löschwasser aus dem Stadtgraben schöpfen, flüchtende Tiere, rennende Feuerwehrleute mit Brandleitern, eine Menschenkette mit Löscheimern und die lichterloh brennende Stadt.
Dieser dramatische Brand von 1789 vernichtete das mittelalterliche Balve und führte zum Neuaufbau der Stadt. Die Hauptstraße wurde zum Feuerschutz extrem breit angelegt, wie auf alten Fotos noch gut zu sehen ist.
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